Vor etwa einem Jahr haben Verbandsgeschäftsführer Mark Alexander Krack und ich genau an derselben Stelle in der Jasperallee gesessen – dem Sitz der Geschäftsstelle des Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) Bezirksverband Land Braunschweig-Harz. Es ging um die wichtige Rolle des DEHOGA im Restaurant- und Gastgewerbe, Nachwuchsrekrutierung und die Vielfalt an Möglichkeiten einer der traditionellsten Branchen unserer Berufswelt.

Seitdem ist viel passiert. Die Corona-Pandemie hat die Welt erschüttert. Besonders im Hotel- und Gastronomie-Bereich hat es monatelangen Stillstand und Einnahmeausfälle gegeben.

Als „Sprachrohr“ der Branche schildert der Kopf des regionalen DEHOGA wie die rund 680 Mitglieder mit der Situation umgegangen sind und umgehen, welche Konzepte trotz aller Hürden erfolgsversprechend sind und warum das ganze Ausmaß der „Corona-Folgen“ gerade im Gastronomie- und Hotelgewerbe noch lange nicht abzusehen ist.

Herr Krack, die Hotel- und Gastronomiebranche ist besonders von der Corona-Krise betroffen. Welche Hilfsaktionen und Maßnahmen hat der DEHOGA getroffen?

Verbandsgeschäftsführer Mark Alexander Krack: Zum Beginn des Lockdowns haben unsere Telefonleitungen förmlich geglüht. Alle Mitglieder hatten einen gleichermaßen hohen Beratungsbedarf. So etwas gab es noch nicht. Alle fragten sich, welche Maßnahmen in welcher Reihenfolge sie ergreifen sollten, welche Förderungen es gibt und wo diese zu beantragen sind. Kurzarbeit und Co. kannte man in diesem Wirtschaftssegment bis dahin nicht. Also haben wir in Sachen Beratung unser Bestes gegeben, um den Betrieben zur Seite zu stehen, was auch mit viel Dank und einer noch engeren Verbindung zu unseren Mitgliedern einherging.

Wie helfen Sie Betroffenen, die um ihre Existenz bangen?

Verbandsgeschäftsführer Mark Alexander Krack: Vor allem durch unsere Berater- und Vermittlerfunktion. Vom kleinen Landhotel bis hin zu einem Steigenberger sind wir für unsere Mitglieder da, auch und besonders jetzt. Dazu haben wir gemeinsam mit dem Stadtmarketing und der Wirtschaftsförderung an konkreten Hilfen wie zum Beispiel der Initiative #DEINTISCH (www.braunschweig.de/dein-tisch) gearbeitet, um neue Herausforderungen wie die Dokumentationspflicht und Reservierungsauflagen besser meistern zu können.

Glauben Sie an eine wiederhergestellte „Normalität“? Oder werden Maskenpflicht und Co. Standards werden?

Verbandsgeschäftsführer Mark Alexander Krack: Natürlich arbeiten wir auf eine „Vor Corona-Normalität“ hin. Allerdings fürchte ich, dass die Maske, wenn auch nicht kraft Verordnung für Gäste vorgeschrieben, so aber doch noch eine Zeitlang Teil der Hygienekonzepte in Lokalen, Hotels und Veranstaltungshäusern bleibt. Die Personenbeschränkungen sind dagegen teilweise unverständlich aufgestellt und werden bisweilen von Landkreis zu Landkreis unterschiedlich interpretiert. Ja, auch die unterschiedlichen Regelungen von Bundesland zu Bundesland sind für viele unserer Mitglieder ein massives wettbewerbliches Problem. Hier müssen auf die Situation angepasste und gerechtere Lösungen gefunden werden.

Inwiefern haben sich Betriebe neu erfunden; erfinden müssen?

Verbandsgeschäftsführer Mark Alexander Krack: Viele Betriebe, die nie dachten, dass Sie einen Lieferdienst machen würden, waren am Ende begeistert, wie gut dieser angenommen wurde und wollen auch dabeibleiben. Einige haben wiederum fast zu gut durch innovative Konzepte verdient, weshalb Sie ihre Förderungen teilweise zurückgeben mussten.

Vermutlich wurde die Digitalisierung in den Betrieben stark vorangetrieben?!

Verbandsgeschäftsführer Mark Alexander Krack: Ja, viele haben spätestens jetzt EC-Zahlung und kontaktloses Zahlen eingerichtet, da die Gäste das auch erwarten. Dazu war es wochenlang die einzige Möglichkeit, über Internetseiten Menschen zu erreichen; es wurde viel unternommen im Bereich des digitalen Auftritts, z. B. die Speisekarten veröffentlicht, Reservierungen angenommen und einiges mehr. Vieles ging aber auch telefonisch.

Arbeiten Sie aktuell an einem Notfall-Regelwerk für den Fall eines Ausbruchs in einem Haus; Hotel; Lokal? Oder gibt es den schon?

Verbandsgeschäftsführer Mark Alexander Krack: Den hat der DEHOGA Niedersachsen tatsächlich aufgestellt und formuliert. Zudem wurde ja sogar das DEHOGA-Papier für die Erstellung von Hygienekonzepten über lange Zeit im Verordnungstext des Landes als Vorbild zitiert.

Vergangenes Jahr haben wir über Ausbildungsrekrutierung gesprochen. Wie stehen die Chancen für das Ausbildungsjahr 21/22 bzw. in diesem speziellen Jahr junge Menschen für die Branche zu gewinnen?

Verbandsgeschäftsführer Mark Alexander Krack: Meiner Meinung nach ähnlich gut oder schlecht wie im Vorjahr. Unabhängig von Corona ist seit einigen Jahren ein Rückgang am Interesse für das klassische Hotel- und Restaurantfach zu spüren. Am geringsten spürt das noch der Bereich der Systemgastronomie, also Ketten wie „Burger King“, „Dean & David“ und Co. Vielleicht ist das so, weil sich junge Leute stärker mit solchen Konzepten von klein auf beschäftigen. Generell unterstützen wir unsere Mitglieder beim Recruiting zum Beispiel durch Präsenz auf Ausbildungsmessen wie der „vocatium“, die auf den 24. & 25. November verschoben wurde und auf der auch wir - obwohl sie mitten im Ausbildungsjahr liegt - teilnehmen werden.

Sehen Sie auch eine Chance für ein lokales Wachstum lokaler Gastronomie durch Corona, da viele zuhause bleiben?

Verbandsgeschäftsführer Mark Alexander Krack: Das kann man natürlich nicht generell sagen und auch noch nicht absehen. Anbieter von Ferienwohnungen beispielsweise im Harz zählen zumindest zu den Unternehmensformen, die dieses Jahr ein überdurchschnittlich gutes Geschäft gemacht haben. Hotels außerhalb klassischer Urlaubsregionen wie Küste, Heide und Harz haben aber noch immer stark zu kämpfen.

Wie sehen sie die Folgen für die Branche?

Verbandsgeschäftsführer Mark Alexander Krack: Meiner Einschätzung nach werden alle Betriebe, die stets innovativ und leidenschaftlich an ihren Konzepten arbeiten und gearbeitet haben, auch diese Krise überstehen. Der Dienst am Menschen, der Service und das Konzept Gastronomie wird nie aussterben!

Aktuell ist die wahre Notlage durch die noch laufende staatliche Förderung allerdings noch überdeckt. Die Insolvenzanmeldungsfrist ist gesetzlich noch hinausgeschoben. Das heißt, es kann gegen Ende des Jahres für viele Unternehmen, die sich jetzt noch halten, im schlechtesten Fall zur Schließung kommen. Schätzungen beliefen sich zu Beginn der Pandemie auf einen Verlust von 30 Prozent unserer Mitglieder, wonach es jedoch inzwischen glücklicherweise nicht aussieht!

Was möchten Sie als „Sprachrohr“ der Branche Gästen, Fachkräften und Auszubildenden mit auf den Weg geben?

Verbandsgeschäftsführer Mark Alexander Krack: Bleibt dabei! Zusammen schaffen wir es auch durch diese Zeit. Und mal ehrlich, wer möchte schon auf ein schönes Essen in tollem Ambiente mit exzellenter Bedienung oder einen sorglosen Hotelaufenthalt verzichten? Das heißt aber auch, dass die Menschen wieder und weiterhin die Häuser und Lokale buchen und aufsuchen, dass sich Nachwuchs findet und dass die Politik für einheitlichere, umsetzbare Regelungen sorgt. Natürlich unter geltenden Hygienestandards und Abstandsregelungen, denn Gesundheit geht selbstverständlich vor.

Bildnachweis: DEHOGA Bezirksverband Land Braunschweig-Harz.

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Location: Braunschweig (div.)
Autor / Credits: Kathrin Rieck


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