Pervertierte Medien sind wie in Oliver Stones bösartiger Satire "Natural Born Killers" ein immer wiederkehrendes Motiv der Kinolandschaft. Jetzt hat sich auch Regiedebütant Dan Gilroy in "Nightcrawler – Jede Nacht hat ihren Preis" mit diesem Thema beschäftigt und schickt dabei Jake Gyllenhaal als psychisch gestörten Sensationsreporter ins Rennen. Das Resultat ist ein packender Großstadt-Thriller mit tollem Flair und schwarzhumorigen Untertönen.

 

Als der Kleinkriminelle Lou Bloom (Jake Gyllenhaal) zufällig ein Kamerateam bei der Arbeit nach einem Autounfall sieht, entschließt er sich kurzerhand dazu, selbst auf die Jagd nach reißerischen Bildern für das Fernsehen zu gehen. Mit einer Handkamera bewaffnet stürzt sich Lou in den Großstadtdschungel von Los Angeles. Sein Material bietet er der Newsproduzentin Nina Romina (Rene Russo) an, die von Lous kompromisslosen Bildern begeistert ist. Bald aber muss Nina feststellen, dass ihr aufstrebender Nachrichtenreporter alles andere als eine stabile Persönlichkeit hat…

 

Jake Gyllenhaal hat mit seinen Darstellerleistungen wie in der Rolle als introvertierter Cop in "Prisoners" längst bewiesen, dass er für vielschichtige und tiefgründige Charaktere perfekt geeignet ist. In "Nightcrawler" zeigt er einmal mehr sein Können, wenn in er Person von Lou Bloom die Breaking News-Szene von Los Angeles durcheinanderwirbelt. Dieser will es mit akribischem Arbeit ganz nach oben schaffen und verblüfft dabei sowohl mit seinem ausgeprägten Ehrgeiz und der Kaltschnäuzigkeit am Unfallort als auch mit seiner unterentwickelten Emotionalität und Empathie. Letzeres wird anhand seines kläglich und unmoralischen Annäherungsversuchs an seine Auftraggeberin Nina deutlich, als er ihr beim gemeinsamen Essen heiße News im Austausch für Sex anbietet.

 

Überhaupt ist Lou wie geschaffen für die boulevardeske Medienwelt, denn kein Unfall- oder Mordopfer ist ihm für ein einträgliches Geschäft zu schade. Doch genau deshalb wird dem Betrachter auch schnell klar wird, dass der vom Ehrgeiz zerfressene Protagonist eine tickende Zeitbombe ist. Regisseur Dan Gilroy versteht es dabei, sein Publikum zwischen Entsetzen über die Kaltblütigkeit der Hauptfigur und dem unwillkürlichen Lachen über die Absurdität ihres Treibens hin und her zu reißen. Für die passende Atmosphäre sorgen die nächtlichen (Unfall)-Aufnahmen vor der urbanen Kulisse von Los Angeles, in der neben Lou auch die Sendeanstalten und nicht zuletzt der der Zuschauer als sensationslüsterne Voyeure entlarvt werden.

Fazit

Dan Gilroy ist mit "Nightcrawler" eine Charakterstudie gelungen, die irgendwo zwischen Martin Scorseses "Taxi Driver" und David Cronenbergs "Crash" anzusiedeln ist, bei aller Ernsthaftigkeit aber auch mit satirischen Elementen überzeugen kann.

 

Copyright und Infos

Dezember 2014
Location: C1 Cinema (BS)
Autor / Credits: Stefan Huhn


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