Sie sorgen mit ihren Sets für feierliche Nächte, versetzen uns mit ihren Produktionen in beste Laune oder sorgen mit ihren Auftritten für einmalige Erlebnisse: Bands, DJs, Produzenten & Co. Damit wir in dieser Zeit ohne Veranstaltungen nicht ohne sie auskommen müssen, stellen wir gemeinsam mit dem Newsletter The Dude allwöchentlich einen neuen Akteur der hiesigen Musikszene vor.

Gestartet wird mit Maximilian Burkhardt alias Lascar (bureau de la nuit).

Maximilian, wie bist Du zum DJing gekommen? Was fasziniert Dich am Auflegen?
Ein allgemeines Interesse am DJing hatte ich schon immer, genauso wie einen breit gefächerten Musikgeschmack. Als ich 2011 anfing Konzerte und Veranstaltungen zu organisieren wurde das verstärkt und ich hatte meine ersten Versuche auf privaten Parties. 2014 startete dann in der Eule die Party-Reihe "Gute Nacht" mit schöner, elektronischer Tanzmusik und es entstanden immer weiter verzweigte Freundschaften zu DJs, Producern, Labels und Booking-Agenturen und zwangsläufig beschäftigte ich mich immer tiefergehend mit Musik, Releases und Sets, konkretisierte dabei aber auch immer weiter meine persönliche Vorstellung und meinen Geschmack…da war es nur naheliegend auch mal das Warmup-Set für die "Gute Nacht" zu spielen. Es folgten weitere Auftritte in Braunschweig, der Umgebung und Anfragen, dass ich mir auf einmal einen ernsthaften Namen überlegen musste. Ich spiele sicher einen Sound, der nicht so leicht einzuordnen ist und nicht jedem gefällt, letztendlich aber doch immer gut ankommt. Als DJ sehe ich mich zwar mehr als Künstler, weniger als Dienstleister – ich habe aber nur Spaß daran, wenn ich den Leuten auf der Tanzfläche eine gute Zeit bescheren kann, wenn ich die Menschen durch einen Mix aus Golden Era House, Tech- sowie Afro-House mit technoiden Einflüssen überraschen und mitreißen kann. 
Letztendlich sind das und auch die funktionierende Balance der Genres zu finden und zu einem Klangteppich zu verarbeiten das wirklich faszinierende.

Welche Party wirst Du niemals vergessen?
Wie sollte es anders sein – da gibt es mehrere. Ganz besondere Erlebnisse waren zum Beispiel ein Open Air in Cagliari auf Sardinien in einer Bucht zusammen mit Seth Schwarz, aber auch beim cirque electrique bei der fête de la musique in Hannover vor etwa 3.000 Leuten – mein bisher größter Gig. Open Airs haben einen ganz besonderen Flair – in einem engen Klub, ganz nah bei den Feiernden wie etwa zu meinem Geburtstag bei der Cityfox Odysses im Brain aber auch. Nur ganz anders. 
Auf Sardinien war das Besondere wie ein Star mit Reise, Hotel, Hospitality, tollem Essen behandelt zu werden, vor einer atemberaubenden Kulisse am Meer vor vielen sehr dankbaren Cagliaritani zu spielen, bei der fête e la musique war es ein ehrenamtlicher Gig – aber vor 3.000 Leuten können einem auch schonmal die Knie weich werden. Diesen großen Platz von den anderen Floors voll zu spielen und aus den ersten Reihen bei jedem neuen Track Jubel zu hören und zum Schluss einen Applaus mit Zugabe-Rufen – das ist einfach ganz unbeschreiblich, wunderschön und macht mich sehr dankbar. Dann wiederum meinen Geburtstag mit lauter Lieblings-DJs in meinem Wohnzimmer, im Brain Klub zu bespielen und die ersten Reihen förmlich zum Ausrasten zu spielen, von denen immer wieder Getränke angeboten zu kommen und der Schweiß von der Decke tropft, ebenso unbeschreiblich schön und irgendwie nochmal sehr intim. Es gibt aber unzählige Anekdoten und Erlebnisse. Das sind ja immer Geschichten, die sich immer weiter schreiben. 

Welche Musikrichtung oder -ausprägung findest Du gerade besonders spannend? 
Seit einiger Zeit habe ich den Eindruck, dass sich die Produktionen immer mehr in härteren, technoideren Sound und verspieltere, oft auch langsamere, House-Musik mit und ohne Vocals, aber immer melodiöser, splittet. Besonders spannend finde ich schon seit längerem alles aus dem Bereich Afro-House und Golden-Era-House. Bei ersterem funktioniert viel über die Rhythmik, die eingesetzten Instrumente sowie natürlich über eingängige afrikanische Vocals, Zweiteres orientiert sich vor allem groovigen, funky Disco-House vergangener Zeit -– am liebsten hab ich diese Richtung mit Breakbeat- und Hiphop-Elementen. 

Welche Künstler inspirieren Dich derzeit vor allem?
Es gibt Künstler bzw. Producer die ich besonders großartig finde, deren Tracks auch einen besonderen und breit gefächert inspirierten Horizont offenbaren. Deorbiting (Foto) haben in ihrem quasi selbst kreierten Genre Afterhour Dream House einen großartigen epochalen Stil entwickelt, der sowohl nachts im Club als auch zum Sonnenaufgang mit Wassereis passt. Seth Schwarz inspiriert und begleitet mich schon sehr lange, musikalisch sind wir uns sehr ähnlich – nur das er dazu noch live Violine spielt und so ganz eigene Sphären während seiner Auftritte entstehen lässt. Martin Waslewski, Robosonic, Mat.Joe, Krink, Schlepp Geist veröffentlichen immer wieder großartige Musik.

Für alle daheim, sei es für die Freizeit oder das Homeoffice, hast du 2-3 Set-/Mixtape-Empfehlungen für uns? 
Wir planen – insbesondere für die aktuelle Situation – vom Brain Klub aus alle paar Tage Sets auf SoundCloud zu veröffentlichen. Von allen Residents aus Techno, House über Drum and Bass und Gast-Slots – besonders gern höre ich das Set von Umami für Electro Posé. Seth Schwarz auf der Fusion 2016 im Luftschloss (zusammen mit seiner Frau, die normalerweise klassische Violinistin ist), besonders prägend und gleichzeitig träumerisch schön Super Flu auf der Fusion 2014.

Viele Clubbetreiber, Produzenten & Co. haben aufgrund der Umstände digitale Angebote wie Livestreams initiiert. Hast Du da einen Tipp für uns?
Wir als Brain Klub streamen ja auch selbst, unsere Freunde vom Krisentrauma haben Freitag ja schon den Anfang gemacht – welches Angebot aus welcher Stadt oder von welchem Club jetzt das Spannendste ist vermag ich absolut nicht zu beurteilen, erfreulicherweise gibt es ja auch sehr viele. Das Wichtigste ist aber, dass wir als Kulturschaffende und Musikszene, ob mit Streams oder Podcasts, so einen Beitrag dazu leisten können, dass die Menschen zum einen zu Hause bleiben, zum anderen aber nicht komplett auf das Gefühl ihres Lieblingsclubs verzichten müssen. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der aber nicht nur uns im Brain, sondern fast alle Läden betrifft, ist der, dass wir nicht unendlich geschlossen existieren können und uns alle die Corona-Krise im Einzelnen, wie im Gesamten vor erhebliche finanzielle Schwierigkeiten stellt – durch Streams und Podcasts können wir den Gästen im Gedächtnis bleiben, weiter auf uns aufmerksam machen und auch in Zeiten des Social Distancing einen kulturellen Beitrag leisten. 

Zum Abschluss: Dein aktueller Film- oder Serientipp?
"BoJack Horseman" auf Netflix liebe ich – anthropomorphe Figuren die mit Menschen in einer Welt gleichberechtigt leben; ein Pferd, das in den 90ern Sitcom-Star war, Wortspiele, Slapstick und sooo viel Emotionalität und Tiefe. 

Copyright und Infos


Location: diverse
Autor / Credits: Falk-Martin Drescher


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