Die Industrie- und Handelskammern (IHKs) haben schon viele Karrierestarts begleitet. Deutschlandweit begleiten 79 IHKs mehrere Millionen Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen – vom Kiosk-Besitzer bis zum Großkonzern.

Eine von sieben niedersächsischen IHKs befindet sich seit 1910 im Herzen Braunschweigs, im historischen Gewandhaus am Altstadtmarkt. Als Ansprechpartner für Schulabgänger, Auszubildende und Ausbildungsbetriebe ist die IHK Braunschweig genau die richtige Anlaufstelle, um uns in Sachen Trends und Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt umzuhören.

Wie dieses ganze besondere "Corona-Ausbildungsjahr" angelaufen ist, welche Folgen die Pandemie auf Abläufe, Nachfrage und Berufswahl hat und welche Ereignisse Sie in der Krisenzeit nachhaltig beeindruckt haben, berichtet die Abteilungsleiterin „Ausbildung“ Anja Klockenhoff direkt vom Altstadtmarkt.

Wie ist das Ausbildungsjahr 20/21 angelaufen?

Anja Klockenhoff (IHK Braunschweig): Aufgrund der Corona-Pandemie waren die Vertragsabschlüsse im Ausbildungsbereich zunächst etwas verhalten. Zum 31.8.2020 wurden im Kammerbezirk der IHK Braunschweig, im Vergleich zum Vorjahr 14,3 Prozent weniger Verträge eingetragen. In diesem Jahr gehen wir davon aus, dass sich die Besetzungsphase bei den ausbildenden Unternehmen um circa vier Wochen verzögert hat. Das Abschließen von Verträgen bis Ende Oktober könnte wahrscheinlich sein.

Was hat sich durch die Corona-Krise im Vergleich zum Vorjahr geändert? (Im Hinblick auf die Nachfrage der Schüler nach bestimmten Ausbildungen bzw. die Angebote von Ausbildungsbetrieben)

Anja Klockenhoff (IHK Braunschweig): Auslandsaufenthalte im Rahmen der Ausbildung waren in diesem Jahr nur sehr schwer bzw. gar nicht planbar. Aufgrund von Kurzarbeit und Schließungen war es für viele Unternehmen nicht möglich so früh wie sonst in die Planungen für das Ausbildungsjahr einzusteigen.

Mussten Ausbildungen abgebrochen werden, ausfallen und/oder verschoben werden?

Anja Klockenhoff (IHK Braunschweig): Zu Ausbildungsabbrüchen aufgrund der Bedingungen durch die Corona-Pandemie kam es kaum. Jedoch mussten die Abläufe der Ausbildungen vielfältig umstrukturiert werden. So wurden Ausbildungsinhalte vorgezogen oder digital vermittelt. Wenn Betriebe aufgrund von Kurzarbeit die Betreuung der Auszubildenden nicht vollumfänglich gewährleisten konnten, haben sie mit anderen Betrieben Kooperationen gebildet.

Sind Ihre Beratungskanäle wegen Corona noch frequentierter als sonst? Und welche am meisten (App, Mail, Telefon, persönlicher Termin?)

Anja Klockenhoff (IHK Braunschweig): Die Corona-Pandemie hat alle an der Berufsbildung Beteiligten vor neue Herausforderungen gestellt. Neben der allgemeinen Organisation der Ausbildung, waren es vor allem die zu treffenden Hygienevorschriften, welche Organisationstalent erforderten. Festzuhalten ist, dass sowohl Berufsschulen als auch Ausbildungsunternehmen in dieser sehr aufregenden und herausfordernden Zeit eine tolle Arbeit geleistet haben!

Beratungen fanden vor allem telefonisch oder per E-Mail statt, um den allgemeinen Kontaktbeschränkungen gerecht zu werden.

Sind die Weiterbildungs-Anfragen durch Corona angestiegen?

Anja Klockenhoff (IHK Braunschweig): In Zeiten der Kontaktbeschränkungen gab es weniger Anfragen, aktuell steigen die Anfragen wieder an.

Sehen Sie möglicherweise sogar Chancen für digitale Berufe und Ausbildungsbereiche aufgrund des durch Corona verstärkten „Digitalisierungs-Push“ noch stärker und schneller zu wachsen?

Anja Klockenhoff (IHK Braunschweig): Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig digitale Lösungen auch im Bereich der Ausbildung sind. Homeoffice, Homeschooling, e-learning und ähnliches waren gerade zu Beginn der Pandemie unerlässlich. Unternehmen, die sich bereits vorher intensiver mit diesen Themen beschäftigt hatten, waren hier vielleicht etwas im Vorteil. Aber auch hier: es ist absolut beeindruckend, wie schnell sich Unternehmen und Schulen, aber natürlich auch Auszubildende, auf die neuen Herausforderungen eingestellt haben.

Wichtig ist, dass die Berufsschulen und ihre Lehrkräfte bei dem Thema der Digitalisierung weiter unterstützt werden. Auch finanzielle Förderungen zum weiteren Ausbau der digitalen Infrastruktur sollten zur Verfügung gestellt werden.

Wie ist die neue Ausbildung „Kauffrau/-mann im E-Commerce“ angenommen worden?

Anja Klockenhoff (IHK Braunschweig): Der Ausbildungsberuf wird bisher sehr gut angenommen. Das Interesse wächst stetig und auch die Anzahl der Vertragsabschlüsse nimmt zu.

In welchen Berufszweigen herrscht der größte Nachwuchsmangel?

Anja Klockenhoff (IHK Braunschweig): Anhand unserer Statistik sind Bereiche zu erkennen, in denen zum Stichtag erheblich weniger Verträge eingetragen wurden als im Vorjahr. Die Statistik bildet die Neueintragungen von Ausbildungsverträgen zum 31.8.2020 im Vergleich zum Vorjahr ab.

Die Bereiche sind:
Verkehrs-/Transportgewerbe (- 54,17 %)
Metalltechnik (- 27,98 %)
Hotel & Gaststätten (- 22,70 %)

Was möchten Sie als IHK Braunschweig Schülern/Schülerinnen in 2020/2021 mit auf den Weg geben?

Anja Klockenhoff (IHK Braunschweig): Für Schüler*innen ist es wichtig einen offenen Blick zu behalten. Der erste Ausbildungsberuf ist nicht immer der, in dem man im Laufe des Berufslebens auch tätig bleibt. Nach der Erstausbildung gibt es viele Möglichkeiten sich weiterzuentwickeln: Ein Ausbilderschein, eine Aufstiegsfortbildung – bzw. zum Wirtschaftsfachwirt/-fachwirtin, Handelsfachwirt/-fachwirtin oder Industriemeister/-meisterin oder ein Studium sind hierfür nur Beispiele.

Bildnachweis: André Pause / Industrie- und Handelskammer Braunschweig.

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Autor / Credits: Kathrin Rieck


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