Nachwuchsschmiede für die mobile Welt von Morgen

Mit Robotern „Vier gewinnt“ spielen, per App Spielzeugautos Modellautos steuern oder via VR-Brillen Motoren für Autos in aller Welt bauen? Das alles ist möglich! Und zwar bei einer Ausbildung oder einem Studium in der Volkswagen Akademie Braunschweig/Salzgitter. Für einen Blick hinter die Kulissen erwarten mich am Standort Salzgitter bereits das Ausbilderteam unter der Leitung von Dr. Christoph Lerche, Ausbildungskoordinator Ralf Brandes sowie Auszubildende und Studierende der Akademie. Ich bin gespannt. Direkt neben einem Basketballplatz betrete ich das rote Backsteingebäude.

Die Zukunft ist jetzt

„In Wolfsburg laufen fertige Autos vom Band, aber wesentliche Teile davon werden vorher in den beiden Komponentenwerken Salzgitter und Braunschweig mit modernster Technik von morgen produziert“ erklärt Ralf Brandes in der Eingangshalle. „Es ist eine spannende Zeit. Wir befinden uns mitten in einer Mobilitätsrevolution“ schildert der Kopf der Akademie Dr. Lerche. „Die zunehmende Elektrifizierung in allen Bereichen rund um das Auto erfordert ganz neue Kompetenzen, die wir hier in der Akademie von Beginn an einbinden und schulen. Als eine Antwort auf E-Mobilität, autonomes Fahren und Co. wird ab diesen September der neue Ausbildungsberuf EIS (Elektroniker für Informations- und Systemtechnik) als zusätzlicher Elektroberuf angeboten.“

Mädels an die Macht

Ralf Brandes ergänzt: „die Berufsbilder haben sich durch den verstärkten Einsatz von Elektronik und künstlicher Intelligenz gewandelt. Schwere Stahlträger muss schon lange keiner mehr schleppen! Daher sind handwerklich-technische Berufe inzwischen ebenso für weiblichen Nachwuchs interessant.“ Vielen Auszubildenden ginge es wie Mathusa Perinpanayagam. Anfangs dachte auch sie, dass technische Berufe vorrangig was für Jungs seien. „Ich wollte eigentlich gerne im Büro arbeiten. Bei einem Jahrespraktikum im kaufmännischen Bereich habe ich dann aber gemerkt, dass mir auf Dauer das zu langweilig ist und bin sehr glücklich mit der Entscheidung für Volkswagen. Besonders gefällt mir die Abwechslung und die praktische Seite, so kann auch ich einfach mal eine Steckdose installieren“ strahlt die zukünftige Elektronikerin für Automatisierungstechnik.

Praxis macht Laune

Darum geht es: Spaß an der Sache zu haben und sich in der breiten Auswahl der Akademie zu finden. Außer den Inhalten haben sich auch die Lernformen verändert. Ob als Auszubildende/er im Bereich Werkzeugmechanik, Mechatronik, Industriemechanik, Elektronik für Automatisierungstechnik, Elektronik für Informations- und Systemtechnik oder Student in Dualen Studiengängen wie Elektroinformationstechnik oder Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau - in jedem Bereich kann die Theorie direkt in der Praxis getestet werden. Dualstudierender Enno Brokof wirft ein: „Wir können bereits im Studium in das Alltagsgeschäft der Forschung und Entwicklung (F&E) in Salzgitter oder auch Wolfsburg hineinschauen und den Input aus den Vorlesungen direkt in Projekten umsetzen.“

Learning by Playing

Bei einem Rundgang durch die Akademie erfahre ich, wie vielfältig sich praktische Einheiten auch direkt vor Ort gestalten. Überall wuseln blaue Pullover umher. In Werkstätten wird geschweißt, gefräst und gehämmert. „Die Mädels zeigen den Jungs oft sogar wie es geht!“ schmunzelt Herr Brandes. In der „Innovationsinsel“ können neue Funktionen an einer Fertigungslinie im Miniaturformat mit selbstfahrenden Robotern getestet werden. Gegenüber tüftelt Elektroausbilder Frank Schütze im EAT-Bereich gerade mit seiner Gruppe an einem E-Beetle“. Das ursprüngliche Kinderauto verwandelt sich mittels jeder Menge Elektrik, Informationstechnik und Teilen aus dem 3D-Drucker in ein High-Tech-Fahrzeug, mit dem das Azubi-Team aus Salzgitter bei dem „E-Beetle Car Race“ antritt. Ein Wettbewerb, bei dem sich die Azubis-Teams aller sechs Stammwerke einmal im Jahr in Sachen technischer Innovation, Design und Zuverlässigkeit messen.

Mit Robotern auf Augenhöhe

Auch bei einer kleinen Vorführung von den beiden EAT-Azubis Jannis Brosch und Konstantin Preuss in der Elektrowerkstatt, springt der Spaß an Roboter-Teamwork und genialen Basteleien direkt auf mich über. Im Zuge der letzten Ideen-Expo, Europas größtem Jugend-Event für Naturwissenschaften und Technik, haben Auszubildende Robotern beigebracht „Vier gewinnt“ zu spielen. Gleich zücken sie ihre IPads und demonstrieren, wie sie versuchen ihr metallenes Gegenüber zu schlagen. Außer dem Computerspiel haben sie Roboterkollegen auch beigebracht Würfel zu stapeln oder sogar zu fotografieren! Jannis freut sich „Also langweilig wird es hier nie. Kein Tag ist wie der andere!“

Im Team nach vorn

Schon gar nicht, weil alle Auszubildenden ihren Arbeitsalltag zusammen meistern. Praktische Einheiten werden von gemeinsamen Theoriebausteinen in Seminarräumen vor Ort, den Berufsschulen oder Partner-Universitäten ergänzt. „Wir sind wie eine große Familie“, schwärmt Luiesa Lengert, die Wirtschaftsingenieurswesen und Maschinenbau im dualen System studiert und seit sie als kleines Kind die Autostadt kennenlernte, Ingenieurin bei Volkswagen werden wollte. „Höhere Jahrgänge helfen Anfängern. Oft bilden wir auch Fahrgemeinschaften.“ Die Symbiose aus eigenständigem Arbeiten und gegenseitigem Helfen spiegelt sich überall im Gebäude wider: PC-Stationen, Teamräume, Versammlungsräume. Ein Miteinander zwischen Werkstätten, Seminarräumen und Fluren, geschmückt mit motorisierten Relikten vergangener Ideen-Expos.

Immer in Bewegung

Teamgeist wird auch bei regelmäßigen Exkursionen zu Gedenkstätten, Ausflügen zu Schwesterwerken zum Beispiel in Bratislava oder Auslandssemester bei Bentley im britischen Crewe oder Seat in Spanien großgeschrieben. Diese sind teilweise über Volkswagen und teilweise über die Berufsschulen organisiert. „Es ist wichtig in Bewegung zu bleiben. Das gilt nicht nur für die Automobilbranche, sondern für jede Lebenslage. Über den Tellerrand zu schauen, gehört genauso zu einer guten Ausbildung wie sich fachlich auf den neuesten Stand zu bringen. Außer Sicherheiten wie eine Übernahmegarantie und faire Gehälter bieten wir als globaler Marktführer unseren Auszubildenden und Studenten viele Möglichkeiten in andere Bereiche, Länder und Kulturen hineinzuschauen“ berichtet Ausbildungskoordinator Ralf Brandes.

EAT-Azubi Mert Atikler war erst vor kurzem zwei Wochen in Ausschwitz und schildert die gemeinsame Arbeit mit polnischen Schülern an Gedenkstätten des Holocausts. „Wir haben gemeinsam Zäune erneuert und Abwasserkanäle gesäubert. Es ist großartig andere Kulturen kennenzulernen und sich auch außerhalb der Ausbildung einzusetzen“. Die Gedenkstättenarbeit hat in der Akademie bereits seit 32 Jahren Tradition.

Gemeinsam Automobilgeschichte schreiben 

Wer bei der nächsten Automobil-Revolution dabei sein will, kann sich jetzt bewerben! Persönlichkeit, Engagement und Neugier seien viel wichtiger als ein Einser-Zeugnis. Entscheidend sei, laut des Ausbildungskoordinators Ralf Brandes auch, sich vorab gut zu über die Stelleninhalte zu informieren und sich vorzubereiten. „Wer sich auf unserer Website schlaumacht, hat die besten Voraussetzungen Eingangstests und Gespräche zu bestehen. Extras wie Auslandseinsätze und absolvierte Praktika, egal in welchem Bereich, gehören auch definitiv in die Bewerbung mit hinein.“

Der angehende Mechatroniker Ozan Dorsun empfiehlt aus eigener Erfahrung Praktika zu machen: „dabei gewinnt man leicht Einblicke, kann die Berufe anders einschätzen und sich danach oft besser entscheiden, wo man wirklich hinmöchte.“ Sehr zu empfehlen seien laut Luisa und Mathusa auch die Tage der offenen Tür, der „Girls Day“ sowie Ausbildungs- und Jobmessen. Nicht selten würden sich vor allem Mädels nochmal umentscheiden, wenn sie sehen, wie attraktiv gerade technische Berufe für Frauen heute sind und, dass man dafür kein Auto- oder Technikfanatiker sein muss, weiß Ralf Brandes aus Erfahrung. Denn auch hier gilt: nichts geht über die Praxis und den persönlichen Kontakt. Also einfach vorbeikommen!

Fotos: Volkswagen AG.

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Location: Salzgitter (div.)
Autor / Credits: Kathrin Rieck


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