Die Erfolgsgeschichte der einzigen Kneipe Braunschweigs mit zehn Ecken.

4. Juni 1949, ein sonniger Pfingstsamstag. Feiertagsstimmung liegt in der Luft und Braunschweigs Prominenz hat sich rund um den zehneckigen Pavillon am Hauptbahnhof versammelt. Dunkle Anzüge, schicke Kostüme, die Damen mit glamourösen Haartollen. Der erste Leichtmetallbau Braunschweigs wird eröffnet und bekommt seinen Namen. Silberquelle. Die Besitzer, Joachim Gorille und seine Ehefrau Gertrud Gorille sind ein wenig aufgeregt. So viele Menschen und die Zeitung, ein Reporter und ein Fotograf.

Der Eröffnung war ein Preisausschreiben vorausgegangen. „Wie soll der neue Pavillon am Bahnhof heißen? „ fragte die hp, die Hannoversche Presse, in einem Artikel vom 30. April 1949 und erzählt darin die Geschichte von Joachim Gorille: „1945 kam ein Flüchtling aus Breslau hier an: müde, schimpfend, mit einem Handwagen. Da war seine Habe drin; im Herzen hatte er viel Mut und den guten Willen, sich schnell eine Existenz zu schaffen. Am 1. November 1945 stellte er einen Verkaufswagen vor dem Braunschweiger Bahnhof auf und verkaufte - nun, wie war es damals ? – Fischbrötchen und Limonade, auch Portionen warmen Essens.“ Und nun der Pavillon. Die Braunschweiger sollten ihm einen Namen geben. Der Hauptgewinner erhält 100 Mark, 50 DM der 2. Preis, 25 DM der dritte, 10 DM der vierte – viel Geld in der Nachkriegszeit. Der Hauptgewinn wurde letztendlich geteilt, es gewannen „Herr Emanuel Grohe, Kreuzstraße 37 „Im Silberstreifen“ und Frau Else Bröker, Wilhelmitorwall 37 „Zur Quelle“ – das Preisrichterkollegium, so die hp, hatte daraus „Silberquelle“ gemacht.

Was für ein Tag! Staatsschauspieler Hermann Meßmer gab ein Gedicht zum Besten, 80 Zeilen, die sich auf „Quelle“ reimten und die ganze Entstehungsgeschichte des Pavillons erzählten. Architekt Heinz-Wiili Jüngst konnte zufrieden sein. Leicht und lichtdurchflutet kam der 10 eckige Alubau daher, rundherum Fenster, sehr modern. Nur 33 qm umbauter Raum, aber was hatte das Ehepaar Gorille daraus gemacht!? Kiosk und Kneipe zugleich. Eine Theke teilte die Fläche, nach vorn zum Kalenwall der Kiosk, an den Wänden und in den Fenstern schmale Regalbretter, darauf weiße Servietten, die Ecken akkurat nach unten abgeknickt, dickbäuchige Bonbonieren mit Honigmuscheln, Nappos und Weingummitieren, kleine Gläser mit Konfitüren, Meyerhoffs Wurstspezialitäten, Brötchen, verschiedenste Rauchwaren, Limonaden, Fußball-Toto….

Auszug aus dem Fotoalbum „Chronik der Silberquelle“ – C. Gorille
 

Im hinteren Teil des Pavillons „Die Silberstube“ , kleine viereckige Tische, darauf grobe karierte Tischdecken, eine Theke mit Barhockern, über allem ein Dach wie eine Kuppel, Dreiecke aus hellem Holz liefen am höchsten Punkt zusammen, glänzend lackiert. Sehr schick und zeitgemäß.

Die Eröffnung geriet zu einem rauschenden Fest. Die Hannoversche Presse schreibt am nächsten Tag: „Der leuchtende silberne Pavillon wird wohl bald zu einem kleinen Braunschweiger Wahrzeichen am Bahnhof werden“. --- Zumindest ist der Pavillon vielen älteren Braunschweigern mit Kindheitserinnerungen verbunden. Denn ganz in der Nähe war eine Bushaltestelle für das Stadtbad und viele Kinder – aber auch manche Erwachsene - überbrückten die Wartezeit mit einem Eis oder einer Tüte Lakritz vom Kiosk Silberquelle.

2001 renovierten und modernisierten Claudia Gorille und Dr. Hans Joachim Fauter die Silberquelle und machten aus dem geteilten Innenraum einen Gastraum. Damals wie heute ist der kleine Pavillon etwas Besonderes. Dafür sorgt nicht nur die ungewöhnliche Architektur, sondern auch die Stimmung, die Kai Fahim und sein Team verbreiten und damit die Silberquelle zu der Szenekneipe Braunschweigs machen. Jung und Alt fühlen sich dort so wohl, dass nicht nur der Pavillon übervoll ist, sondern auch auf der umlaufenden Terrasse am Wochenende Gedränge herrscht. Die Gäste stehen drinnen wie draußen dicht an dicht, quatschen, lachen und tanzen oder hüpfen wieder und wieder zu dem Hit der Silberquelle „Ich liebe das Leben“ von Vicky Leandros und sie hüpfen so ausgelassen, dass Kai Fahim schon drei Mal den Fußboden erneuern musste. Mehr Partystimmung in Braunschweig geht nicht. – Vielleicht doch: bei der Feier zum 65. Jubiläum am 5. Juni.

Copyright und Infos

Mai 2014
Location: Silberquelle (BS)
Autor / Credits: PM


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