Online-Handel: Kein Trend, sondern eine klare Entwicklung. Immer mehr Geld wird im Internet ausgegeben, gleichzeitig sinken die Umsätze und Frequenzen der stationären Handel. Dabei ist "das Internet" für den lokalen Handel kein Gegner, sondern Partner – so sehen es auch die Gründer des Braunschweiger Start-Ups Einkaufshelden. Sie wollen den Handel in der Region mit digitalen Services und Angeboten stärken: Darüber sprach Mitgründer Manuel Geiger mit uns im Interview.

Manuel, du hast gemeinsam mit weiteren Engagierten Einkaufshelden initiiert. Welche Idee und welches Ziel steckt dahinter?

Mit Einkaufshelden wollen wir das Einkaufen im stationären Handel wieder vereinfachen. Unsere Studien haben ergeben, dass viele Kunden die stationären Händler gar nicht mehr kennen oder nicht wissen, welche Sortimente es vor Ort gibt. Ist man jetzt auf der Suche nach einem Produkt, bestellt man lieber gleich online – da spart man sich die Suche vor Ort, die ja immer auch mit Wegen und Zeit verbunden ist. Mit der Einkaufshelden-App kann man ganz einfach eine Anfrage stellen und unsere Händler melden sich dann beim Kunden zurück. Im Chat kann man dann noch weitere Fragen stellen und sich beraten lassen.

Welche Engagierten haben sich für das Projekt zusammengetan?

Das Gute ist die bunte Mischung bei uns im Team. Neben einer Studentin und mir als wissenschaftlichem Mitarbeiter der TU Braunschweig können wir uns mit unserem erfahrenen Wirtschaftsinformatiker und zwei Vollblut-Programmierer zusammen auf mehr als 40 Jahren Programmiererfahrung verlassen. Zudem haben wir das Glück mit Frau Prof. Dr. Robra-Bissantz und Olaf Jaeschke zwei ausgesprochen versierte Partner mit an Bord zu haben.

Shopping-Plattformen beziehungsweise Apps gibt es viele. Im lokalen Bereich ist das etwas anderes – warum siehst du hier besonderes Potential?

Unsere Einzelhändler mit ihren individuellen Produkten und den liebevoll eingerichteten Ladengeschäften verstehen ihr Handwerk und sind aus einer lebenswerten Stadt nicht wegzudenken – aber sie stehen aufgrund der Digitalisierung und der damit einhergehenden Veränderung unser aller Verhalten vor großen Umbrüchen. Der Händler um die Ecke hat zweifelsfrei Alleinstellungsmerkmale, die mir ein Online-Shop (noch) nicht bieten kann. Es gilt also dieses vorhandene Potential wieder für den Kunden erlebbar zu machen – und zwar in einem digitalen Kanal, dort wo er sich sowieso aufhält.

Ihr wollt mit Einkaufshelden den stationären Einzelhandel stärken. Warum ist das aus deiner Sicht wichtig?

Unsere Stadt ist aufgrund seines Gesamtnutzens der gesellschaftlich anerkannte Mittelpunkt unseres Lebens. Dieser Nutzen wird dabei von allen Teilnehmern der Stadt generiert – Cafés, Restaurants, Freizeiteinrichtungen, Kultur und eben auch der Handel. Bricht ein Bereich weg, so hat das immer auch Auswirkungen auf die anderen Partner in der Stadt. Die Schließung von traditionsreichen Einzelhandelsgeschäften und teilweise hohe Leerstände prägen bereits einige Stadtbilder und haben eine massive Auswirkung auf die Lebensqualität. Wir wollen das digitale Bindeglied zwischen Kunde und Einzelhandel sein und sehen uns dabei auch als Partner für ein gesundes und intaktes, städtisches Ökosystem.

Was glaubst du, wie sich der Handel in den Innenstädten in der Zukunft entwickeln wird? Welche Trends lassen sich feststellen?

Das lässt sich pauschal natürlich sehr schwer beurteilen. Die neusten Trends aber zeigen, dass „offline“ das neue „online“ werden kann. Die physische Komponente, sei es um das Produkt anzufassen und auszuprobieren oder eben sich von einem erfahrenen Händler beraten zu lassen, hat noch immer einen großen Wert. Nicht ohne Grund drängen die großen Online-Plattformen wie Amazon, Zalando oder Mister Spex in den lokalen Handel. Und erfreulicherweise sehen Dreiviertel der nun nachkommenden Generation Z – nach 1995 geboren – den stationären Handel wieder als wichtigsten Verkaufskanal. Sie nutzen diesen dabei auch vor allen Dingen um sich über neue Trends zu informieren und um sich inspirieren zu lassen. Der klassische Händler muss es „nur“ schaffen, sich dort aufzuhalten, wo sich die Kunden bewegen – und das ist online.

Eure App ist bereits erhältlich. Wie ist der Status Quo, sprich: Wie lautet euer Zwischenfazit?

Wir sind mit der bisherigen Testphase sehr zufrieden. Die für uns wichtigste Frage war, inwieweit der Kunde unsere App annimmt und nutzt. Hier können wir ein sehr positives Fazit ziehen. Kunden suchen über unsere App und lassen sich von Händlern inspirieren und beraten. Jetzt gilt es bis Ende Q1 die neusten Erkenntnisse und die daraus abgeleiteten neuen Funktionen und Services zu implementieren.

Wie geht es mit Einkaufshelden weiter? Was sind nächste Schritte?

Wir haben viel mit unseren Händlern und den Nutzern gesprochen. Wir haben deren Wünsche und Anregungen aufgenommen und setzen diese nun um. Zudem sprechen wir mit weiteren regionalen Kooperationspartner und sind in intensiven Gesprächen mit weiteren Städten der Region, sodass wir im nächsten Jahr auch unser Einzugsgebiet vergrößern werden.

Weihnachtszeit ist Geschenkezeit. Warum sollte man das Geld für Geschenke deiner Meinung nach im lokalen Handel ausgeben?

Was gibt es schöneres, als sich in der Weihnachtszeit in unserem herausgeputzten Braunschweig von den Händlern inspirieren zu lassen, sich noch ein wärmendes Getränk in einem unserer Cafés zu gönnen und einen Abstecher zum Weihnachtsmarkt zu machen? Wenn ich mir dann noch die Warteschlange bei der Paketabholung der Deutschen Post anschaue…

Weitere Informationen zum Projekt gibt es auf www.einkaufshelden.de.

Copyright und Infos


Location: Braunschweig (div.)
Autor / Credits: Falk-Martin Drescher


Facebook-Channel

Hat Dir dieser Artikel gefallen? Wenn ja freuen wir uns über deinen Kommentar. Wenn du auch in Zukunft keine wichtigen Neuigkeiten verpassen möchtest, werde Fan unseres Channels bei Facebook!