Misslingen, missglücken, fehlschlagen: Egal welches Wort man wählt, es klingt immer irgendwie reichlich negativ. Niemand wünscht es sich zu scheitern – dabei können genau diese Erfahrungen ausgesprochen hilfreich sein. Und, zumindest im Nachgang, amüsant. Das bewies das siebte "FuckUp Nights"-Format im ausverkauften Protohaus.

Höher, schneller, weiter: Nils Fuchs hatte einen hervorragenden Ruf und viel Geld vor Augen. Doch es kam anders: Gründungen scheiterten und Investitionen in Kryptowährungen brachten nicht den erhofften Erfolg. Eine schmerzhafte Zeit, aus der er allerdings viele Learnings mitgenommen hat. Bei der Fuckup Night teilte er sie mit den Zuschauern. Wie findet man die "habit forming products", also neue Produkte, ohne die der Nutzer gar nicht mehr auskommt? Für Nils eine ganz wesentliche Frage. Man müsse seine eigenen Dienstleistungen und Produkte ständig reflektieren und hinterfragen – eben um rechtzeitig zu merken, ob sie wirklich gut seien. 

Jan-Philipp Mai hat ein solches, spannendes Produkt. Der Gründer von JPM Silicon hatte das Ziel, die Solarindustrie mit nachhaltig produziertem Silizium zu versorgen. "Im Technologiebereich braucht man bei Gründungen vor allem oft eins: viel Geld." In Verhandlungen mit möglichen Investoren lernte Jan-Philip viel über Geld – und die Motivation von Investoren. "Manch einer strebt nach Macht, andere wiederum haben ein ganz klares Profitstreben." Trotz vieler Kalkulationen und Planungen hat der Gründer im Nachhinein gelernt,  wieder mehr auf sein Bauchgefühl zu hören, vor allem bei Personalentscheidungen. "Heute entscheidet das gesamte Team über Neueinstellungen."

Nach geplatzten Investitionen musste seine Firma damals Insolvenz anmelden. "Nach acht Jahren bin ich mit einem kleinen Karton aus meinem Büro gegangen, ein sehr seltsames Gefühl." Mittlerweile ist Jan-Philipp neu durchgestartet, mit neuer Firma, neuer Struktur und neuem Geschäftspartner. Und: neuen Erfahrungen."Es gibt eine Zukunft für das Thema", ist er sich sicher.

Der Kampf um Hanf

Ein vielbesprochenes Start-Up ist auch die HanfBar – die mit einem Laden nahe der TU Braunschweig startete und mittlerweile Standorte in mehreren deutschen Städten betreibt. Neben den laufenden juristischen „Herausforderungen“ mussten sich die Initiatoren Marcel Kaine und Bardia Hatefi über die Monate mit noch ganz anderen Themen auseinandersetzen: Wie findet man kurzfristig zahlreiches Personal, wenn das Unternehmen schnell wächst? Wie passt man sein Produktangebot so an, dass die Kunden permanent an der HanfBar interessiert sind? Wie nutzt man Rückschläge marketingtechnisch für sich aus? „Unser Ziel ist es, Cannabis aus der Schmuddelecke zu holen. Und genau das werden wir weitermachen“, so Marcel. Und genau dort liege etwa ein bisheriger „FuckUp“: „Wir haben es immer noch nicht geschafft, die breite Masse aufzuklären, wie sehr die Hanfpflanze die nachhaltigste Nutzpflanze der Welt sein kann.“ 


Trotz all der Euphorie mussten die Gründer auch sehr unbequeme Entscheidungen treffen. „Wir hatten zu Spitzenzeiten 22 Mitarbeiter, die Hälfte davon mussten wir leider wieder entlassen“, erklärt Bardia. Neben der unternehmerischen Motivation steckt in den HanfBar-Machern vor allem auch ein idealistischer Antrieb – Bardia: „Es geht weiter, zu 100 Prozent.“

Im Laufe des Jahres sollen noch weitere „FuckUp Nights“ stattfinden, weitere Informationen dazu sind zu gegebener Zeit auf protohaus.org zu finden.

Copyright und Infos


Location: Protohaus
Autor / Credits: Falk-Martin Drescher


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