Den meisten Leuten ist die RAF (Rote Armee Fraktion) sofort ein Begriff: 1960er Jahre, die linksextremistische Jugend rebelliert gegen ihre Eltern, den Staat und die US-amerikanische Politik. Mitglieder und Sympathisanten wurden nach Entgleisung der Bewegung inhaftiert, starben durch Fremdeinwirkung oder brachten sich selbst um. Doch was passiert, wenn ein RAF-Terrorist nach 18 Jahren Haft entlassen wird? Wie kommt er mit seinen damaligen Freunden zurecht, von denen einer ihn verraten hat? Und gibt es noch Hoffnung für einen zweiten Revolutionsanlauf? Mit dieser Problematik und interessanten Fragestellung hat sich Bernhard Schlink in seinem Roman "Das Wochenende" auseinandergesetzt und dieser wurde nun von Nina Grosse verfilmt:



Nina Grosse im C1 Cinema in Braunschweig


Inga (Katja Riemann) ist eine verheiratete Literaturagentin mit zwei Kindern, die in guten Verhältnissen lebt. Ein neuer Audi, ihr engagierter Mann Ulrich (Tobias Moretti), eine schicke Altbauwohnung - alles scheint bestens, doch dann bekommt die erfolgreiche Frau einen Anruf. Jens Kessler (Sebastian Koch), der Vater ihres Sohnes und ein RAF-Terrorist, wird überraschend nach 18 Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen. Er ließ Inga kurz vor seiner Inhaftierung mit dem gemeinsamen Sohn Gregor (Robert Gwisdek) zurück, um vor der Justiz zu flüchten. Damals führte der Tipp eines Eingeweihten zu der Verhaften von Jens, doch wer war der Verräter?



Jens und Inga im Gespräch

Zur Willkommensfeier lädt Tina (Barbara Auer) alte Bekannte und Freunde von Jens ein, um gemeinsam auf ihrem Gut zu feiern. Doch die nett gemeinte Geste entwickelt sich zu einem Desaster. Der innere Kreis der RAF trifft aufeinander und Spannungen sind vorprogrammiert. Inga, die mittlerweile mit Ulrich verheiratet ist, ihre gemeinsame Tochter Doro (Elisa Schlott), Gregor, der Sohn von Inga und Jens, Jens Schwester Tina, sowie der alter Kamerad Henner (Sylvester Groth). Sieben Leute, ein Haus, eine Vergangenheit und viele alte Emotionen.



(v.l.n.r Gregor, Ulrich, Henner, Tina, Regisseurin Nina Grosse, Inga, Doro, Jens) 


Dieses deutsche Drama ist ein Film für Ü 40-Jährige, die in der Zeit der RAF gelebt haben, für politisch Interessierte und für Drama-Fans, die lange auf das Dramatische im Film warten können. Bernhard Schlinks Roman dient zwar als Vorlage, doch wurden wichtige Dialoge über das Denken, die Gesellschaft und die heutige Zeit vernachlässigt.



(v.l.n.r. Redakteurin der BZ, Regisseurin Nina Grosse, C1-Leiter Frank Oppermann)

Nina Grosse, die Drehbuchautorin und Regisseurin des Dramas, kam im Anschluss an die BZ-Filmpremiere in den Kinosaal und stellte sich für einen Austausch mit den Zuschauern zur Verfügung. Eine sympathische Frau, die ihre Interpretation stichhaltig begründen kann und hinter ihrem Konzept steht, doch es bleiben viele Fragen bei den Zuschauern....

Copyright und Infos

11.04.2013
Location: C1 Cinema (BS)
Autor / Credits: Merle Eggert


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