Das deutsche Kino ist nicht gerade bekannt für packend inszenierte Thriller. Auch wenn gelegentlich Werke wie Oliver Hierschbiegels "Das Experiment" und Christian Alvarts "Antikörper" positiv aus der Masse hervorstechen, fehlen häufig ein ausgefeilter Plot, vielschichtige Charaktere und ein ansprechender Look. Mit "Stereo" hat sich nun Newcomer-Regisseur Maximilian Erlenwein mit dem Genre auseinandergesetzt und nimmt dabei den Zuschauer gekonnt in die Abgründe der Seele seines Protagonisten mit.

 

Quelle: Wild Bunch Germany

 

 

Seit Erik (Jürgen Vogel) aus der Großstadt Berlin in ländliches Gefilde gezogen ist, lebt er glücklich zusammen mit seiner Freundin Julia (Petra Schidt-Schaller) und deren Tochter Linda (Helena Schoenfelder). Sein täglich Brot verdient Erik mit einer kleinen Motorradwerkstatt. Doch die Idylle wird getrübt, als er vom mysteriösen Henry (Moritz Bleibtreu) ins Visier genommen wird. Der Fremde lässt ihn einfach nicht mehr aus dem Auge und spricht von Dingen, auf die sich Erik keinen Reim machen kann - zudem kann nur er seinen unheimlichen Begleiter sehen. Als wäre das nicht genug Ärger, ist auch noch eine Gruppe von Gangstern hinter dem Mechaniker her. Doch schon bald wird Erik bewusst, dass die Ursachen all dieser Probleme in seiner verdrängten Vergangenheit liegen...

Ein guter Thriller lebt von seinen Figuren. In "Stereo" verlässt sich Regisseur Erlenwein mit Jürgen Vogel und Moritz Bleibtreu auf zwei der herausragendsten Charakterdarsteller der heimischen Kinolandschaft. Treffsicher verkörpert Vogel den Protagonisten Erik und dessen ambivalenten Wesenszüge – mal Familienmensch, dann wieder wilder Draufgänger. Und Bleibtreu glänzt in der Rolle des düsteren Verfolgers, der sich mit Vorliebe der Fäkalsprache bedient. Seitens der Ganoven punktet vor allem die Figur des Bosses Keitel, der von Darsteller Georg Friedrich eine herrlich anarchistische Note verleiht bekommt.

 

Quelle: Wild Bunch Germany
 

 

Auch die Optik der Inszenierung macht richtig was her - die kühle Farbtöne versprühen eine authentische Film Noir-Atmosphäre . Dazu gesellt sich die spannende Handlung, denn was es mit dem geheimnisvollen Fremden, der so unvermittelt in Eriks Leben tritt, auf sich hat, bleibt lange verborgen. Spätestens hier ist allerdings ein kleiner Wermutstropfen angebracht, denn so manche Plot-Wendungen erinnern doch stark an offensichtliche US-amerikanische Vorbilder wie "A History of Violence" und "Fight Club", was aber nicht bedeutet dass "Stereo" keine eigenständigen Ideen hat.

 

Auch wenn Regisseur Maximilian Erlenwein dramaturgisch einiges in Hollywood abkupfert, ist ihm mit "Stereo" ein wilder und zügelloser Thriller mit bestens aufgelegtem Star-Ensemble gelungen.

Copyright und Infos

Juli 2014
Location: C1 Cinema (BS)
Autor / Credits: Stefan Huhn


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