Es ist ein Standort mit Disco-Tradition: Schon bevor Ulrich Schwanke und Joachim Berger den Brain Klub betrieben, beheimateten die Räumlichkeiten im Bruchtorwall eine Heimat für Nachtschwärmer. Ende vergangenen Jahres gaben Schwanke und Berger den Betrieb – nach vielen feierlichen Jahren mit namhaften Größen der Szene, vielen Engagierten und außergewöhnlichen Veranstaltungsformaten – an neue Initiatoren ab. 

Über die neuen Betreiberkonstellation wird viel gesprochen, so viel sei dazu gesagt: Sie wollen den Club im Vordergrund stehen lassen. Aus diesem Grund standen sie uns als Kollektiv für ein Interview zur Verfügung. 

Wie ist der Impuls entstanden, den Disco-Standort zu übernehmen?

Der Brain Klub war in Braunschweig seit vielen Jahren eine Institution und gerade vor etwa zehn Jahren auch für uns eine Offenbarung im Nachtleben. Als sich die vorherigen Betreiber dann bei uns meldeten und fragten, ob wir uns vorstellen könnten den Laden zu übernehmen - mussten wir nicht lange überlegen.

Es wäre vieles möglich gewesen: Einfach so weitermachen; Club umbenennen & mit neuem Konzept versehen oder eine Mischung daraus. Der Club heißt nun immer noch Brain – und wurde fleißig umgebaut. Was ist noch geblieben; was hat sich wesentlich verändert? Über einen neuen Namen haben wir ewig und praktisch bis kurz vor der Eröffnung diskutiert - letztendlich ist Brain Klub aber auch einfach ein toller Name und wir haben ja auch immer nur über das „Brain“ gesprochen. Baulich war es uns wichtig, die Grund-DNA des Klubs zu erhalten aber auch spürbare Veränderungen vorzunehmen. Wir haben eine Funktion One in den Laden gehängt und extra eine moderne Licht-Anlage bauen lassen. Die Theken haben wir effizienter, ein Kühlhaus in die Garderobe gebaut. An der Theke oben ist die lang vermisste Bank zurück. Gerade die Theke oben ist einfach sehr viel gemütlicher und ein beliebter Aufenthaltsort geworden. Außerdem stehen da auch ein paar ausgewählte und besondere Flaschen in den Regalen. Wir wollen das Brain einfach in 2019 holen.

Wie würdet ihr das grundsätzliche Konzept, die musikalische Ausrichtung, beschreiben?

Wir möchten das Brain zu dem undergroundigen, avantgardistischen Klub machen, der er früher war. Das bedeutet, dass wir zwar natürlich an bestehenden Formaten wie Drum and Bass Bundesliga, Bunker Funk, Dippin oder Grundlos festhalten, unsere Residents Isa, Ly da Budah, Dry Jones und Si.kurd weiter pushen und neue Talente dazu holen. Mit Reihen wie Oh Naughty Boy, wollen wir urbane Konzepte wie eine Melange aus elektronischer Musik, Trap sowie Cloud-Rap nach Braunschweig holen, bevor sie große Trends werden.


Was ist euer Antrieb, den Club zu betreiben – sprich, was ist euer Ziel?

Make Brain great again ist genauso eines unserer Motti wie Always moving forward. Wir wollen ein urbaner, hipper, alternativer Underground-Club und ein Safe space sein. Ein Ort zum frei fühlen, Spaß haben, zum Identifizieren – und ganz klar die Club-Kultur der Region bereichern.

Worauf muss ein Club wie das Brain im Jahr 2019 achten, um wahrgenommen zu werden? Und mit seinen Formaten bei den Nachtschwärmern anzukommen?

Das kann man sicher nicht pauschal beantworten, sicher kann man versuchen mit überdrehten Promotions in sozialen Medien künstlich Hypes zu kreieren und selbstverständlich arbeiten wir auch mit Facebook und Instagram, aber mit Konzept statt hunderter Posts am Tag. Ein Klub, der so wahrgenommen werden soll, wie er sich selbst und wir ihn verstehen, funktioniert sicher über sein Stammpublikum, Mund-zu-Mund-Propaganda und eine funktionierende Mischung aus originellen Resident-Veranstaltungen und gezielten, größeren Bookings – wie etwa unsere Nacht mit Kollektiv Ost all night long. Die hatten vorher auch noch nie 9,5 Stunden am Stück gespielt. Das ist ein Mehrwert für Gäste, Klub und Künstler – und so wird ein Klub wohl auch am besten wahrgenommen.

Ihr habt teilweise musikalische Überschneidungen mit dem Eulenglück als auch dem Laut. Wie sieht ihr in diesem Wechselspiel eure Position?

Tatsächlich sehen wir das anders. Während die Gute Nacht im Eulenglück ja eher verspielten Techhouse, wie auf der Seebühne der Fusion auf Tapet bringt, bedient das Laut ja eher Techno und Goa, wenn auch mit Ausnahmen. Der Laut Klub hat auch nur samstags auf, wir legen unsere Techno-Nächte auf die Freitage und sprechen mit zwei Drum and Bass-Samstagen ja auch nochmal eine andere Szene an. Wir setzen auf Harmonie, eine Stärkung der Feier-Szene und die Stärkung der Kultur elektronischer Musik.

Ich hörte, dass ihr mit dem neuen Konzept einige alte Stammgäste wieder für euch gewinnen konntet. Was hat dem Brain in seiner vorigen Rolle vielleicht zuletzt gefehlt?

Wir wollen dein Brain Klub ganz einfach mit viel Herzblut betreiben und wieder nach ganz vorne bringen.

Wie kann ich mir das monatliche Programm im Brain vorstellen: Gibt es bestimmte, feste Formate?

An jedem ersten und dritten Samstag im Monat gibt es Drum and Bass, am ersten Freitag wechseln sich die Klinsh-Reihe Dippin mit housigen Klängen und Isas Techno-Reihe Grundlos Am zweiten Samstag haben wir musikalisch hochwertige Acts aus DJs und Produzenten, wie zuletzt schon Kollektiv Ost, Martin Waslewski, Jan Oberländer oder im März Peer Kusiv zu Gast. Oh Naughty Boy ist am zweiten Freitag, einige wiederkehrende Veranstaltungen etablieren wir nach und nach – wie etwa Jack your Body, wo die ganze Nacht grooviger Disco-House gespielt und zelebriert wird.

Plant ihr, das Brain auch unter der Woche mit Programm zu bespielen? Wenn ja, was für Ideen gibt es?

Es gibt diverse Bestrebungen, Überlegungen und Pläne. Den Donnerstag haben wir zur Zeit eher weniger im Auge als vielmehr den Dienstag, mit möglicherweise variierendem Musik-Programm, wie vielleicht auch Jazz oder Funk & Soul. Besondere Drinks sind da genauso denkbar, wie Ausstellungen, Konzerte und Lesungen. Auch Brainstorms auf einen Mittwoch kann man sich freuen.

Auf welche Bookings oder Termine dürfen wir uns jetzt schon besonders freuen?

Da wird nichts verraten – aber neben unseren Anspruch ohnehin besonders artifizielle und talentierten Künstlern eine Bühne zu geben, werden wir auch weiter DJs holen, die erst noch vor ihrem Durchbruch stehen. An einigen besonderen Höhepunkten sind wir dran, aber die behalten wir noch für uns.

Weitere Informationen gibt es etwa bei Facebook.

Copyright und Infos


Location: Brain Klub (BS)
Autor / Credits: Falk-Martin Drescher


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