Sie sorgen mit ihren Sets für feierliche Nächte, versetzen uns mit ihren Produktionen in beste Laune oder sorgen mit ihren Auftritten für einmalige Erlebnisse: Bands, Sänger, DJs, Produzenten & Co. Damit wir in dieser Zeit ohne Veranstaltungen nicht ohne sie auskommen müssen, stellen wir gemeinsam mit dem Newsletter The Dude allwöchentlich einen neuen Akteur der hiesigen Musikszene vor. 

In der siebten Ausgabe treffen wir auf den Musiker Johannes Arzberger.

Johannes, wie bist Du zur Musik gekommen? Was fasziniert Dich daran?
Mich hat das Klavier seit meinem vierten Lebensjahr fasziniert. Ich habe es geliebt nur darauf rum zu schlagen. Seitdem bekam ich Unterricht. Mit circa neun Jahren hatte ich dann einen Lehrer, der mich an den Blues heran führte. Seitdem schlug ich neben klassischem Unterricht immer mehr in Richtung Jazz, Blues und Pop ein, gründete mit 16 die erste eigene Funk-Pop-Band und wusste nach Schulabschluss sofort, dass es ein Jazz-Studium werden sollte. Seitdem fasziniert mich natürlich – neben vielen anderen Dingen – besonders der Jazz. Alles was aus einer Improvisation entstehen kann ist etwas sehr Besonderes.

In welchen Musikprojekten bist Du gerade engagiert?
Zur Zeit bin ich als Live-Keyboarder bei Clueso, Samy Deluxe, Chefket oder Adel Tawil tätig. Des Weiteren habe ich Bands für die ich selbst produziere und schreibe. Conic Rose hat etwa gerade ihr erstes Release draußen. Mit WHT?!haben wir am vergangenen Freitag unsere erste Single rausgebracht – und demnächst kommt mit JOHA sogar mein eigenes Solo-Projekt. Neben meiner Live-Tätigkeit arbeite ich seit vielen Jahren auch als Studio-Musiker. Die Arbeit hat mich unter anderem mit Künstlern wie Udo Lindenberg, Jan Delay, Max Herre und Joy Denalane, Chefket oder auch Max Mutzke zusammen gebracht.

Welches Konzert wirst Du niemals vergessen & warum?
Es gab zu viele. Sagen wir meine Top 3, ok (lacht)?! James Brown 2004 auf dem NorthSeaJazz Festival – ich glaube heute bin ich beeindruckter ihn gesehen zu haben als damals. 2007 habe ich Rachelle Ferrell im Blue Note Jazz Club in New York, gesehen. Eine unfassbare Sängerin. Sie hat eine Vocal-Range von etwa sechs Oktaven. Das dann noch im Blue Note erlebt zu haben war fantastisch. Und das Konzert von The Cinematic Orchestra in 2011 auf dem Soundwave Festival in Kroatien werde ich nie vergessen. Die Atmosphäre der Musik mit der Kulisse war zusammen einfach perfekt!
Aber eigentlich ist bei mir das Konzert von Incubus auf der Rheinkultur 2001 in Köln am meisten hängengeblieben. Die Band meiner Jugend. Ich kannte jeden Song. Gerade mal zwei Songs gespielt, kam der heftigste Wolkenbruch, den man sich nur vorstellen kann. Normalerweise kein Problem bei einem Festival. Nur war ich noch zu jung und meine große Schwester damals schwanger. Da führte kein Weg drum rum: Wir mussten gehen. Auf dem Weg nach Hause sagte ich mit meinen weisen 14 Jahren nur: "Ab jetzt glaube ich nicht mehr an Gott!"

Welche Musikrichtung oder -ausprägung findest Du gerade besonders spannend?
Ich finds immer schwer zu sagen, welche Musikrichtung mir gerade gut gefällt. Das hängt total von der Stimmung ab in der ich mich befinde. Zurzeit höre ich viel was in Richtung Modern Hip-Hop, Electro und Jazz geht, einen neuen Sound kreiert und experimentell elektronisch einfach gut produziert ist. Das neue Album von Flying Lotus geht total in diese Richtung. Oder Künstler wie Rejoicer, Teebs oder Tennyson kann ich nur empfehlen. Mich fasziniert aber genau so sehr wie beeindruckend handgemacht und Minimal Musik funktioniert. Homeshake oder Khruangbin sind da beispielsweise in meiner Playlist weit oben.

Welche Künstler inspirieren Dich derzeit vor allem?
Okay, ich nenne Dir mal meine jeweiligen Top 3, okay? Bei den Bands sind das RejoicerArlo Parks und Dirty Projectors. Bei den Produzenten würde ich KAYTRANADATeebs und Tom Misch nennen. Dann habe ich noch ein paar Musiker für Dich: Joe Armon-JonesAlfa MistRichard Spaven, Robert Glasper, Nils Frahm, Bon Iver und Terrace Martin.

Für alle daheim, sei es für die Freizeit oder das Homeoffice, hast Du 2-3 Mixtape- oder Konzertmitschnitt-Empfehlungen für uns?
Wer mal in die Broken-Beat- oder Modern-World-Music-Welt eintauchen will, muss sich mit Gilles Peterson vertraut machen. Bei Mixcloud gibt es einige spannende Mixtapes von ihm. Er bringt auch unter Brownswood Records immer vielversprechende Newcomer in VA-Sampler raus. Auch dazu lässt sich bei Mixcloud viel entdecken. Dann habe ich gerade letztens erst das Vulfpeck "Live at Madison Square Garden" entdeckt. Ein super geiles Konzert. Was ich auch immer sehr gerne nebenbei laufen lasse sind die NPR Tiny Desk Konzerte. Coldplay oder Lianne La Havas habe ich gerade erst gesehen. Ziemlich inspirierend.

Viele Clubbetreiber, Produzenten, Musiker & Co. haben aufgrund der Umstände digitale Angebote wie Livestreams initiiert. Was findest Du da besonders spannend?
Ich finde es total spannend was sich aktuell alles ergibt. Da der Festivalsommer ja nun ins Wasser fallen wird, komme ich gerade selbst immer mehr in Berührung mit den Livestream-Alternativen. Etwa kürzlich bei www.hamburg.stream mit dem NuHussel Orchestra (siehe Foto). Besonders lustig in dieser Situation fand ich den Moment in dem man normalerweise Applaus erwartet, aber einfach nur "peinliche" Stille blieb. Es ist halt nicht dasselbe, ist ja klar. Die Nähe zwischen Künstler und Publikum ist eine total andere, die aus Sicht des Künstlers sicherlich eher befremdlich ist. Die Energie, die man sonst bei echten Konzerten spürt, gibt es da einfach nicht. Die "Zuschauer" hingegen haben dadurch vielleicht eine andere, neue Sicht auf ihre Künstler. Außerdem kann jeder darauf zugreifen – auch die Leute, die sonst vielleicht nicht auf ein Konzert gehen könnten. Es hat halt alles seine "negativen", als auch schönen Momente, in denen etwas Positives oder Besonderes entsteht. Kleinere, intimere Konzerte werden bestimmt immer mehr kommen. Allerdings können wir damit natürlich so gut wie – noch – nichts verdienen. Die Sueddeutsche hat dazu einen interessanten Artikel geschrieben. Von daher Leute: Kauft Platten, CDs, Merch und behaltet eure Tickets aus Solidarität.
Am vergangenen Samstag waren wir mit dem NuHussel Orchestra bei Quarantunes. Hier stellt eine Veranstaltungstechnik und Backline-Firma aus Hamburg ihre Räumlichkeiten mit großer Bühne und bester Technik zur Verfügung. Dort können wir den Mindestabstand gut gewähren. Eine perfekte Art Fernseh-Live-Auftrittssituationen zu üben.

Hast Du noch einen Serien- oder Filmtipp für uns?
Da muss ich eher passen. Obwohl ich schon lange Netflix und Amazon Prime-Mitglied bin, schaue ich so gut wie nie eine Serie oder mal einen ganzen Film. Es kommt aber natürlich zum Austausch von Empfehlungen, die man anscheinend sehen muss. Joe Exotic soll zurzeit sehr lustig sein!

Dein aktueller Food-Lieferdienst des Vertrauens?
Pizza-Inn, Güldenstraße 4. Ist zwar kein Lieferdienst, haben aber letztes mal einen Gymnastikball beim Abholen geschenkt bekommen.

Wenn Du einen Wunsch für "Deine" Region oder Stadt frei hättest: was wäre es?
Dazu muss ich sagen: ich bin erst seit gut einem Jahr in Braunschweig. Vielleicht eine wöchentliche Veranstaltung oder sogar eine Konzertreihe die eine Bühne für kreative, offene, neue Musik sowie Kunst bietet? Ich glaube, dass es hier viele kreative Köpfe gibt. Allein mit der HBK würden sich spannende Synergien ergeben. Aber wie gesagt, mir fehlen noch die Erfahrungen mit dieser Stadt und Region. Falls es schon etwas in diese Richtung geben sollte, sagt gerne Bescheid. Der Newsletter hier ist aber auch schon eine sehr gute Adresse für Tipps. 

Weitere Informationen über Johannes Arzberger gibt es etwa bei Instagram.

Bildnachweise: Redhead; Sascha Niethammer.

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Location: Braunschweig (div.)
Autor / Credits: Falk-Martin Drescher


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