Sie sorgen mit ihren Sets für feierliche Nächte, versetzen uns mit ihren Produktionen in beste Laune oder sorgen mit ihren Auftritten für einmalige Erlebnisse: Bands, Sänger, DJs, Produzenten & Co. Damit wir in dieser Zeit ohne Veranstaltungen nicht ohne sie auskommen müssen, stellen wir gemeinsam mit dem Newsletter The Dude allwöchentlich einen neuen Akteur der hiesigen Musikszene vor. 

In der sechsten Ausgabe treffen wir auf den Braunschweiger Musiker Jonas Budde von You Silence I Bird.

Jonas, wie bist Du zur Musik gekommen? Was fasziniert Dich daran?
Ich bin schon als kleines Kind durch den Beginn einer klassischen Klavierausbildung zur Musik gekommen, vielleicht schon vorher. Laut meiner Mutter hat sie immer viel Opernmusik von Pavarotti während der Schwangerschaft gehört. Insofern hat das vielleicht schon den Grundstein für meine Begeisterung zur Musik gelegt. Lieben gelernt habe ich die Musik als ich für ein Jahr als 16-Jähriger in Amerika war. Das Gitarre spielen und singen half mir meine Gefühle zu verarbeiten und auszudrücken, in der Zeit sind auch die ersten Lieder entstanden. Genau das fasziniert mich an der Musik und besonders am selber Musik machen: Kreativ die eigenen Gedanken und Gefühle auszudrücken, die in einem sitzen, das macht einfach Spaß und befreit die Seele. Es gibt nichts, was mich so sehr fesselt wie das Musizieren und die Faszination, wenn Melodien, Rhythmen und Harmonien unbewusst ineinandergreifen wie bei der Entstehung von Musik – ob allein, oder in einer Gruppe.  

In welchen Bands bist Du gerade engagiert?
Ich bin nun schon seit acht Jahren mit meiner Band You Silence I Bird (Foto unten) unterwegs. Mit Moses und Paul habe ich schon viel an den eben genannten Gefühlen erlebt und bin quasi musikalisch mit ihnen aufgewachsen. Das werde ich niemals missen wollen. Zurzeit bringen wir Singles unserer neuen EP "Tropical Rain" raus, die wir als Ganzes am 5. Juni veröffentlichen.
Nebenbei fange ich gerade an, alleine an deutschem Material zu arbeiten. Mal schauen was daraus wird.
 
Welches Konzert wirst Du niemals vergessen & warum?
Es gab schon einige unvergessliche Momente in unserer Bandhistorie. Herausstechen tut da spontan auf jeden Fall das Konzert im Hansa Kultur Club 2014 in Braunschweig. Das war schon wirklich sehr besonders. Einmal waren wir da sehr jung, hatten gerade Abi gemacht und haben an dem Abend den Release unserer ersten EP Teaside gefeiert. Dann stehen da 250 Menschen, die tatsächlich unseretwegen gekommen sind, ohne richtigen Vorverkauf – da war ich schon sehr aufgeregt. Und auf einmal fällt mitten im Konzert der Strom aus. Das war ein Schock, aber letztlich vielleicht sogar gut, weil wir dann einfach akustisch weitergespielt haben und so unvergessliche Momente entstanden sind. Die haben mich als jungen Menschen stark darin bestärkt, das Ganze professionell machen zu wollen.

Welche Musikrichtung oder- ausprägung findest Du gerade besonders spannend?
Also grundsätzlich gefallen mir verschiedenste Musikrichtungen gut, am meisten nach wie vor Indie-Musik. Spannend find ich gerade vor allem "Bedroom Pop", zum Beispiel Clairo oder Puma Blue. Für die, die das nicht kennen: das ist Musik, die zu Hause bei den Künstlern entsteht und dort direkt aufgenommen wird. Dem Vibe der Musik merke ich das auch an, das kommt oft schon ziemlich unkompliziert daher, wohl auch weil es DIY-mäßig entstanden ist. Ziemlich entspannt und oft sehr authentisch.

Welche Künstler inspirieren Dich derzeit vor allem?
Harry Styles: euphorischer Pop-Sound, eingängig und abwechslungsreich. Oehl: deutschsprachige, deepe Pop-Musik mit viel Gefühl und wahrer Poetik ohne Fremdschämen. The Strokes: New Yorker Indie-Band, die ich seit jeher höre. Denen ist sehr viel sehr egal und diese Attitüde gefällt mir gepaart mit klassischen Indie-Gitarrensound enorm. Alle drei Künstler oder Bands haben vor kurzem neue Alben herausgebracht und laufen bei mir hoch und runter, inspirieren mich im wahrsten Sinne des Wortes am laufenden Band. 

Für alle daheim, sei es für die Freizeit oder das Homeoffice, hast Du 2-3 Set- oder Konzertmitschnitt-Empfehlungen für uns?
Für eine große Portion Gute Laune-Funk ein Live-Set von Parcels. Für ein bisschen Gänsehaut-Pop einen Song von Maggie Rogers. Für grandiose Gefühle ein gelungenes David Bowie Cover von den Giant Rooks.

Viele Clubbetreiber, Produzenten, Musiker & Co. haben aufgrund der Umstände digitale Angebote wie Livestreams initiiert. Was findest Du da besonders spannend? 
Da finde ich zurzeit besonders das „The Roof Is On“-Format, das in Braunschweig auf dem soldekk läuft, besonders stark. Wirklich schön zu sehen wie regionalen Künstlern und den Leuten drumherum eine Plattform geboten wird. Generell sind all diese Streaming Formate wirklich unterstützenswert – ob durch Zuschauen oder Spenden, wenn es möglich ist – damit die Branche die schwere Zeit etwas abfedert und kreatives Potenzial so gut es geht ausschöpft. 

Hast Du noch einen Serien- oder Filmtipp für uns? 
Ich bin großer "Stromberg"-Fan und schau gerade bei Netflix alles nochmal von vorn durch – eine zeitlos witzige Serie und auch beim dritten Mal schauen perfekt zum Entspannen. Ganz anders, aber auch sehr humorvoll ist "The Marvelous Mrs. Maisel" auf Amazon Prime. In der jetzigen Zeit finde ich so belanglos lustige Serien perfekt um runterzukommen.

Dein aktueller Food-Lieferdienst des Vertrauens? 
Liefern lass ich mir tatsächlich nie was, dafür hol ich es mir lieber ab. Da ich aber gerade noch in der verbotenen Stadt nebenan wohne, bringt es da wahrscheinlich nichts eine großartige Empfehlung auszusprechen. Wenn ich bald wieder nach Braunschweig ziehe, werde ich aber wohl zunächst Falafeli, das La Vigna und die Vielharmonie ansteuern.

Wenn Du einen Wunsch für "Deine" Region oder Stadt frei hättest: was wäre es?
Persönlich habe ich den Wunsch mit meiner Freundin ab August eine 3-Zimmer-Wohnung im Östlichen Ringgebiet zu finden (lacht). Und ganz generell würde ich mir wünschen, dass die AfD keine Bundesparteitage oder sonstige größere Parteiveranstaltungen mehr in Braunschweig macht. Keinen Platz den Rechten und Radikalen – egal welcher Gesinnung. Ich glaube im Lichte der Corona-Krise werden sich bestimmte Dinge gesellschaftlich zwangsläufig ändern, Gruppen und Ansichten werden sich reiben. Da ist es umso wichtiger, dass es ein gemeinsames Demokratieverständnis der vernünftigen Allgemeinheit gibt und allen radikalen, insbesondere rechten Kräften und Verschwörungstheorikern möglichst wenig Platz zur Meinungsmache gegeben wird.  

Bildnachweise: Lukas von Loeper; Ruben Wiele.

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Location: Braunschweig (div.)
Autor / Credits: Falk-Martin Drescher


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