Die X-Men sind zurück, wobei „zurück“ an dieser Stelle mehr als bezeichnend ist, denn dieses Mal haben sie sich nicht nur die Rettung der Welt auf die Fahne geschrieben, sondern verändern gleich einmal die ganze Menschheitsgeschichte. Das Finale nach dem eigentlich beschlossenen Finale mit dem dritten X-Men verspricht ein fulminantes zu werden. Der zweitteuerste Film aller Zeiten, 270 Millionen Dollar Budget und ein Cast, der sich wie das who is who der Jung- und Altschauspieler Hollywoods liest, von Patrick Stewart über Hugh Jackman bis hin zu Michael Fassbender. All das eingebettet in eine Story irgendwo zwischen Butterflyeffect und Terminator, mit Paralelluniveresen, Endzeitszenarien und jeder Menge XMen Charme. Doch ist das was nach einem der spannendsten Kinoerlebnisse des Jahresklingt auch wirklich das was Fans und Kritiker erwarten oder verrennt sich Bryan Singer, welcher sich hauptsächlich für „X-Men II“ und „X-Men - Nächste Generation“verantwortlich zeigt, zwischen den Dimensionen?!

„Ich befand mich damals auf einem dunkleren Weg“(Magneto)

Quelle: C1 Cinema Braunschweig


Der Vorhang öffnet sich, das Marvel Logo flattert über die Leinwand, ein kurzer Moment der Ruhe und plötzlich ist man mitten im Geschehen. Es ist dunkel geworden auf dem Planeten, es herrscht Krieg, das ist nicht zu übersehen. Leichenberge türmen sich überall auf, die Bildsprache könnte düsterer nicht sein, offensichtliche Anleihen an den Holocaust sind nicht zu verleugnen. Schnell ist klar, der Krieg zwischen „normalen“ Menschen und Mutanten hat eine Dimension erreicht, die sich wohl niemand nach dem Ende von „X-Men - Der letzte Widerstand“ hätte vorstellen können. Warum dies der Fall ist, bleibt zunächst im Schatten der düsteren Endzeit verborgen. Fakt ist: nur noch wenige der einst tapferen Gruppe rund um Professor Xavier sind übrig und befinden sich in einem verzweifelten Verteidigungsgefecht, dass sie zu verlieren scheinen.

Der einzig mögliche Ausweg aus der eigentlich ausweglosen Situation ist es offenbar jemanden in der Zeit zurückzuschicken, und zwar zu einem Zeitpunkt der zwar oberflächlich als eher unwichtig erscheint, aber wie wir schon aus Butterflyeffect wissen, die kleinste Veränderung in der Vergangenheit kann die gesamte Geschichte verändern. Auserkoren für diese Aufgabe ist dann schließlich der einzige der in der Lage ist ein derartiges Unterfangen sowohl physisch alspsychisch zu überleben, der allseits beliebte Wolverine, wie immer verkörpert von Hugh Jackman, der hier wieder zu körperlichen höchst Formen aufgelaufen ist. Angekommen im Jahr 1973 wird schnell klar, dass das Unterfangen kein leichtes ist. Denn die Situation könnte schwieriger nicht sein. Professor Xavier (Patrick Stewart & James McAvoy) und Mystique (Jennifer Lawrence), welche endlich eine zentrale Rolle in besagtem Konflikt einnimmt, sind zerstritten, Magneto (Ian McKellen & Michael Fassbender) sitzt im Hochsicherheitsgefängnisund die X-Men als solches gibt es nicht mehr. Ein interessanter Ansatz, beschäftigt sich der Film doch mit den Akteuren aus „X-Men - Erste Entscheidung“, welche mit viel weniger Glanz behaftet sind, als die glatten Charaktere aus der klassischen Trilogie. Viel mehr begegnen dem geneigten Zuschauer hier unsichere, verstörte junge Menschen mit einem Hang zu Drogen und Narzissmus, die viel weniger in die Rollenerwartung der beiden mächtigsten Mutanten passen, als man es erwarten würde.

Quelle: C1 Cinema Braunschweig
 

Dies ist sowohl die größte Stärke, als auch die größte Schwäche des Films. Natürlich ist es hoch spannend zuzusehen aus welchen Gründen die jeweiligen Charaktere zu dem geworden sind was sie „heute“ darstellen, trotzdem ist zu sagen, dass dieses Interesse schnell einer Antipathie weicht, die vor allem durch die überwiegend unsympathischen „Helden“getragen wird. Hier werden weder intrinsische Motivationen noch nachvollziehbare Gründe geliefert, die es nötig machen würden mit ihnen mitzufiebern.

Auch bleiben eigentlich spannende und humoristisch angehauchte Darsteller, wie Evan Peters, der den MutantenQuicksilver verkörpert, viel zu sehr im Hintergrund und man verpasst die Chance ihnen einen größeren Raum zu geben. Als ebenso verpasst kann die Tatsache angesehen werden, dass die „Bösen“ ebenso wenig aufgebaut werden. Hier hat man zwar auch wieder theoretischeine prominente Besetzung gewählt, doch Dr. Trask (Peter Einklage - bekannt aus Game of Thrones) bleibt leider ebenso blass wie viele der anderen Darsteller. Das ist besonders schade vor dem Hintergrund, dass die Geschichte eigentlich spannend ist und man durchausambitioniert ist sich in das hier aufgebaute Universum hineinziehen zu lassen. Dass der Filmeinem dies ist unnötig schwer macht, liegt vor allem daran, dass er viel zu wenig erklärt und zwar eine Welt konstruiert, die spannend sein könnte, diese aber viel zu wenig ausschmückt. Die viel zu kurz gehaltenen Ausflüge in die Vergangenheit tun hier ihr übriges.

Quelle: C1 Cinema Braunschweig
 

Was bleibt ist ein bildgewaltig inszenierter Film, der Stadien aus dem Boden reißt und halb Washington DC zerstört, bei welchem man aber das Gefühl nicht los wird, dass gemessen an Cast und Budget mehr möglich gewesen wäre. Somit bleibt zu sagen, dass „X-Men Zukunft ist Vergangenheit“ zwar an sichsehenswert ist und das gerade für Fans dieses Marvel Universums, aber auch ein Film ist, der zwar den Anspruch erhebt die Geschichte umzuschreiben, aber sicherlich nicht Geschichte schreiben wird!

Hier geht es zu den Filmlaufzeiten.

Copyright und Infos

Mai 2014
Location: C1 Cinema (BS)
Autor / Credits: Thorben Haste


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